Allgemeine Information (Diese Information stellt keine Anwendungs- und Verwendungsempfehlungen
dar.)
Das Gewöhnliche Kratzmoos (Radula complanata), auch Abgeflachtes Kratz-Lebermoos genannt, ist
eine Lebermoos-Art aus der monogenerischen Familie Radulaceae.
Erkennungsmerkmale
Die ziemlich kräftigen, gelbgrünen Pflanzen sind 1,5–2,5 mm breit und um 1 cm lang. Sie wachsen
in flachen, dem Substrat angedrückten und bis handtellergroßen Decken. Die Flankenblätter sind
zweilappig, mit rundlichen bis eiförmigen Oberlappen und viel kleineren, rechteckigen bis
quadratischen Unterlappen. Die Blattstellung ist oberschlächtig, das heißt, der obere Rand eines
Blattes überdeckt den unteren Rand des nächsten Blattes. An den Blatträndern werden oft Brutkörper
gebildet. Die Blattzellen in der Blattmitte haben eine Größe von 24 bis 30 µm. Unterblätter fehlen.
Die Pflanzen sind einhäusig. Männliche Hüllblätter befinden sich unterhalb der weiblichen. Die
weiblichen Hüllblätter stehen am Stämmchenende und umfassen das Perianth. Die blattartig
abgeflachten Perianthien mit den daraus hervorwachsenden Sporophyten werden häufig gebildet.
Vorkommen
Das Gewöhnliche Kratzmoos wächst vor allem auf Borke von Laubbäumen, besonders Ahorn, Esche und
Pappel, selten auf Felsen oder Erde. Bevorzugt werden lichtreiche bis mäßig schattige Standorte in
aufgelichteten Wäldern und Waldrändern. Das Moos ist zirkumboreal verbreitet und in Europa teilweise
häufig. Das Moos wächst oft vergesellschaftet mit dem Wassersackmoos (Frullania dilatata).
Schon einmal etwas von Perrottetinen gehört? Diesen Naturstoff entdeckte
1994 der japanische Pflanzenchemiker Yoshinori Asakawa in Lebermoos
(Radula perrottetii). Obwohl Lebermoose und Hanfpflanzen phylogenetisch
nicht miteinander verwandt sind, ähnelt die Substanz strukturell sehr stark
dem Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC) aus Cannabis sativa. Die Atome seien
ähnlich wie beim THC verknüpft, unterschieden sich jedoch in ihrer
räumlichen Anordnung, erklären Forscher der Universität Bern und der ETH
Zürich, die Perrottetinen nun erstmals genauer untersucht haben.
Ausgangspunkt für das Forschungsinteresse war, dass Professor Dr. Jürg
Gertsch vom Institut für Biochemie und Molekulare Medizin der Uni Bern vor
einigen Jahren feststellte, dass Lebermoose (englisch Liverwort) im Internet
als Legal Highs angeboten werden. Zu jener Zeit sei jedoch in der
wissenschaftlichen Gemeinde noch nichts über die pharmakologische Wirkung
von Perrottetinen bekannt gewesen.
Gertsch und Kollegen konnten nun im Mausmodell zeigen, dass die Substanz
sehr einfach ins Gehirn gelangt und dort spezifisch Cannabinoid-Rezeptoren
aktiviert, berichten sie im Fachmagazin »Sciences Advances«. Insbesondere
hemme Perrottetinen Prostaglandine und wirke damit ähnlich wie die
körpereigenen Endocannabinoide. »Es ist erstaunlich, dass nur zwei
Pflanzengattungen, die 300 Millionen Jahre in der Entwicklungsgeschichte
auseinander liegen, psychoaktive Cannabinoide produzieren«, sagt Gertsch.
Die Forscher stellten fest, das die antiinflammatorische Wirkung in vitro
größer ist als jene von THC, was Perrottetinen für eine medizinische
Anwendung interessant mache – zumal der Naturstoff weniger stark psychoaktiv
wirke als THC. Es seien nun weitere Studien nötig, zum Beispiel in
präklinischen Modellen von chronischem und entzündlichem Schmerz.
Lebermoose wachsen nur in Japan, Neuseeland und Costa Rica. Um an genügend
Wirkstoff zu kommen, hat eine kooperierende Forschungsgruppe der ETH Zürich
um den Chemiker Erick Carreira ein neuartiges Syntheseverfahren für die
Substanz entwickelt. »Die vorliegende Studie ist ein Musterbeispiel, wie
neuartige Synthesekonzepte dazu beitragen können, unser pharmakologisches
Wissen über biologisch aktive Naturstoffe zu bereichern«, kommentiert
Zweitautor Michael Schafroth, Doktorand in Carreiras Arbeitsgruppe.
Folgende Lebermoose enthalten Perrottetinen:
Radula marginata
Radula complanata
Radula perrottetii
Radula laxiramea
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